Im Schulalltag kommt man als Lehrer immer wieder an den Punkt, wo man sich denkt: ach das sollte das Kind nun aber können oder dann muss das Kind halt noch mehr üben.
Remo H. Largo, ein schweizer Kinderarzt und Sachbuchautor von Erziehungsratgebern, meint zu diesem Thema: "Wir können Kinder noch so lange antreiben und üben lassen, eine Fähigkeit oder ein Verständnis stellt sich erst dann ein, wenn das Kind in seiner Entwicklung so weit ist. [...] Denn es gilt: Kinder lernen nur, wenn es aus einem inneren Antrieb heraus dazu bereit ist."
Ich konnte das zwar bereits bei meinen ehemaligen Regelschulkindern beobachten, aber in meiner Arbeit mit körperlich und kognitiv beeinträchtigten Kindern ist es nochmals viel eindrücklicher. So macht eine Schülerin im Alter von sieben Jahren ihre ersten eigenen Schritte und ein anderer Schüler beginnt nun im Alter von fünf Jahren mit den ersten differenzierten Lauten. Solche Momente sind wunderbar und zeigen eindrücklich, dass es keinen Zweck hat am Gras zu ziehen - es wächst nicht schneller. Das einzige was bleibt ist genau hinzusehen, wo die Kinder stehen und auf sie angepasste Lernangebote zu schaffen. Ich nenne es bewusst Angebote, weil Lernfortschritte immer die intrinsische Motivation der Kinder voraussetzt. Ich denke aber auch, dass die Kinder Entwicklungsfenster haben, die geöffnet und für die Angebote empfänglich sein müssen. Wenn die Kinder dann noch die Möglichkeit haben, den Lerngegenstand handeln zu erkunden und sich mit unserer Unterstützung selbst anzueignen, befinden wir uns auf einem guten Weg - einem Weg mit wachsendem sattgrünen Gras.
"Erkläre mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe." Konfuzius