"Schüler XY kommt nicht mehr zur Schule."
Hinter einer solchen Aussage können verschiedene Schicksale und Gründe stehen.
Wir haben es in unserem Berufsalltag immer wieder mit Kindern mit unklarem Asylstatus, mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen oder mit komplexen und komplizierten Familiensituationen zu tun.
Deshalb kommt es aus unterschiedlichen Gründen auch hin und wieder zu Abschieden von SchülerInnen.
Ein Abschied, insbesondere, wenn er sehr plötzlich und unerwartet eintritt, bedeutet für alle Beteiligten immer eine grosse psychische Belastung. Mit einem Abschied geht oft ein Schock und/oder Trauerprozess einher. Diese tiefgreifende Emotionen verändern unsere mentale Verfassung. Was zur Folge haben kann, dass fest verankerte Handlungsmuster und persönliche Überzeugungen nicht mehr fassen. Dabei stellt sich die Frage, wo wir uns Lehrpersonen in Bezug auf unsere Professionalisierung beim Thema Abschied und Trauer positionieren. Anders gesagt, welchem Anspruch sind wir ausgesetzt bezüglich Umgang mit Trauerprozessen?
In einem Themenheft der Departemente Bildung, Gesundheit, Inneres sowie Sicherheit und Justiz zum Thema Tod und Trauer in der Schule werden folgende Anregungen für Lehrpersonen gegeben:
- "Versuchen Sie, Ihre eigene Betroffenheit mit vertrauten, erwachsenen
Personen zu teilen und sich dafür bewusst Zeit zu nehmen.
-
Zeigen Sie Ihrer Klasse gegenüber ruhig Ihre Tränen, aber versuchen Sie,
Fassung zu bewahren.
-
Verbieten Sie sich, einen längeren Frontal-Monolog vor der Klasse zu Ihrer
eigenen Betroffenheit zu halten. Einige wenige Sätze genügen völlig.
-
Halten Sie lieber auch einfach mal eine Zeit der Stille und des Schweigens
aus, zünden Sie Kerzen an und nutzen Sie die Zeit zur Besinnung.
-
Ziehen Sie externe Fachpersonen zur Begleitung der Klasse bei, die sich
gewohnt sind, solche Situationen mit Ihnen zu gestalten.
-
Vertrauen Sie auf die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen, in Zeiten der
Not und Verzweiflung füreinander da zu sein und kreative Ideen im Umgang
damit zu entwickeln.
-
Versuchen Sie nicht, so schnell wie möglich wieder ganz normalen Unterricht zu halten oder gar den angesagten Test durchzuziehen – ausser, die
Schülerinnen und Schüler wünschen das ausdrücklich.
-
Planen Sie zusammen mit der Klasse, wie viel Zeit und Aufmerksamkeit hilfreich für die Bewältigung des Ereignisses ist.
-
Werten Sie niemals, wie ein Mensch «richtig» zu trauern hat!
- Ein Todesfall bringt Veränderungen mit sich. Unterstützen Sie die Schüler- innen und Schüler dabei darüber zu sprechen und damit die Veränderungen auch besser zu verstehen. " (http://www.zepra.info/tl_files/content/06_programme_projekte/sicher_gsund/themenhefte_sicher-gsund/16_sicher!gsund!_themenheft_tod-und-trauer.pdf)
Diese Anregungen beziehen sich in diesem Themenheft auf Todesfällen innerhalb einer Schulklasse, die Mehrheit der Anregungen können aber allgemein im Bezug auf Abschiede eines Schülers angesehen werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei der Frage der Professionalisierung zwischen der eigenen emotionaler Betroffenheit und dem adäquates Auftreten vor der Schulklasse unterschieden werden muss. Ausser Frage steht, dass auch Lehrpersonen emotional betroffen sein dürfen und die Betroffenheit auch äussern dürfen und sollen. Die Frage der Professionalisierung bezieht sich vielmehr auf das Auftreten vor den verblieben Schülern. Um die Emotionen der Schüler aufzufangen und sie adäquat zu begleiten, braucht es von Seiten der Lehrperson eine gewisse emotionale Stabilität und Ruhe beim Auftreten.
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