Samstag, 24. September 2016

Wer ist schon nicht behindert?

Ich bin in der Schweizer Illustrierten auf einen Beitrag über Nik Hartmann und seine Skiferien mit seiner Familie inkl. Melchior, seinem Sohn mit Cerebralparese gestossen.
Er beschreibt darin, wie die Familie gemeinsam Ski fahren gehen und zeigt anhand des Einsatzes eines Dual-Skibobs, dass sie sich von Melchiors Beeinträchtigung nicht hindern lassen Familienaktivitäten zu verfolgen.
Er schliesst seinen Beitrag mit den Worten:" Und wie gesagt, wir lassen uns nicht behindern" (Nik Hartmann, 2016).


(http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/nik-hartmann-soehne-melchior-skiferien-fotos)


Ich finde die Aussage von Nik Hartmann sehr schön und ich finde es zeigt auf, dass Behinderung ganz unterschiedlich angesehen und verstanden werden kann. Denn es stellt sich wahrhaftig die Frage, ab wann man von einer Behinderung spricht und was eine Behinderung ausmacht? Oder besser gefragt, wer ist schon nicht behindert?


Oft wird dem Begriff Behinderung medizinische Diagnosen zugesprochen. 
Wenn wir uns nun aber die Situation vorstellen, dass eine Strasse überquert werden muss: wie unterscheidet sich nun die Behinderung bei einem gelähmten Menschen im Rollstuhl und einem vermeintlich gesunden Menschen, der seine Brille verlegt hat? 
Beide sind gleichermassen behindert beim Überqueren der Strasse.

Deshalb nun mehr die Frage: Wann seit ihr behindert? Was ist eure Behinderung?

Ich für meinen Teil bin behindert wenn ich mit Jemandem kommunizieren soll, dessen Sprache ich nicht spreche. Ähnlich wie meine Schüler, die auch ihre eigene Sprache haben und darauf angewiesen sind, dass wir auch ihre Sprache lernen und aufmerksam zuhören.
Ich bin behindert, wenn der Strom ausfällt und ich im Dunkeln sitze. Ganz anders als einige meiner Schüler, die die Dunkelheit gewohnt sind und sich hervorragend  ohne Sehvermögen orientieren können.
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Freitag, 16. September 2016

Lagerwoche

Juhee wir sind im Lager. 
Zwar in unserem Schulhaus aber mit Übernachtungen und allem was dazugehört.
Die Zeit ist total spannend. Ich lerne sowohl die SchülerInnen als auch meine Teamkollegen von einer anderen Seite kennen. Ich erhalte einen differenzierten Einblick in bereits bestehende Dynamiken innerhalb des Teams. Auch alte, unverarbeitete Wunden aus vergangenen Stormingphasen kommen zum Vorschein. Wie reagiere ich nun aber darauf ohne meinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich zu überschreiten?
Das Lösungswort für mich: Teamentwicklung. Aktive Arbeit am Teamaufbau und Teamzusammenhalt.

Dafür werde ich in naher Zukunft das Tool von Meredith Belbin einsetzen. Es dient dazu, jedem Teammitglied anhand seiner individuellen Einschätzung von Verhaltensmuster eine Teamrolle zuzusprechen. Ein optimales Team wäre nach Belbin ein Team, in dem möglichst jede Rolle vertreten ist.
Ich erhoffe mir dadurch, dass sich die Teammitglieder nochmals ein bisschen besser kennenlernen und unser Team mit seinen Stärken und Schwächen aufgezeigt werden kann. 
Mehr zu Belbin in einem späteren Post.


Während des Lagers wächst auch meine Anerkennung und mein Respekt den Familien meiner Schüler gegenüber und ich kann nur erahnen, welche Auswirkungen die Beeinträchtigungen auf das Familienleben haben können.


Montag, 5. September 2016

Forming

Wir haben uns gemeinsam als Team auf den Weg gemacht.

Es ist alles neu, interessant aber auch anstrengend. Jeden Tag lernt man sich ein Stückchen besser kennen, was wirklich Arbeit bedeutet. Situationen werden individuell reflektiert und jeder sucht sich seine Rolle und Aufgabe innerhalb des Teams.
Auf Grund bisher unklarer/schwammiger Rollenverteilung wurde mir seitens der Schulleitung eine klare Führung des Teams und das verlässliche Wahrnehmen meiner Verantwortung ans Herz gelegt, was ich nun auch umzusetzen versuche.
Da das Team zuvor viel autonomer unterwegs war, ist es nun mit einer neuen Form der Zusammenarbeit konfrontiert und muss sich neu ausrichten. Im Arbeitsalltag ist je länger wie mehr eine Unsicherheit bei den Teammitgliedern spürbar, Aufgaben werden neu verteilt und Verantwortungen werden anderen Personen zugesprochen.


(http://geormylo.myblog.arts.ac.uk/files/2014/11/team-up.jpg)

Donnerstag, 1. September 2016

Diagnosen

Da ich mich noch in Ausbildung befinde habe ich einen Coach, um mich mit Fragen an ihn zu wenden.
Bevor er mich das erste Mal auf meiner Arbeit besuchte, wollte er wissen, welche Diagnosen die SchülerInnen haben, um sich vorab ein Bild der Kindergruppe machen zu können.

Und wisst ihr was?  Ich wusste es nicht! 
Zumindest von der Hälfte nicht. Gewisse Beeinträchtigungen sind klar ersichtlich und bei anderen musste ich mich bereits einlesen, um adäquat auf das Kind zu reagieren. Dennoch blieb eine Handvoll Kinder übrig, von denen ich keine Auskunft über ihre Diagnose geben konnte.


Für mich steht der Mensch im Vordergrund. Die Frage, was meine SchülerInnen können, was nicht und welche Unterstützung sie brauchen, hätte ich beantworten können. Auch auf Fragen nach Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen und Charakteren hätte ich Stellung nehmen können...aber Diagnosen..
Ich habe natürlich nachgeschaut und konnte dann auch Auskunft darüber geben - schmunzeln musste ich trotzdem.


(http://jewishspecialneeds.blogspot.ch/2015/07/prove-that-every-student-counts.html hinzufügen)