Montag, 28. November 2016

Norming bist du es ?

Ich habe heute eine Situation erlebt, die zwar noch nicht optimal verlief aber ein Anstoss war, um grundlegende Werte in der Teamarbeit anzusprechen und offenzulegen.


Im Gang, als ich gerade zwei Schüler für den Heimweg bereit machte, hörte ich eine Teamkollegin im Nebenzimmer, wie sie sich bei einer weiteren Teamkollegin über den Ablauf des Morgens beschwerte. 
Da ich alle Hände voll zu tun hatte, entschied ich mich, sie später darauf anzusprechen und nicht direkt zu reagieren. 

Als ich dann später an meinem Schreibtisch sass, kam die zweite Teamkollegin und sprach mich auf das Missbehagen an. Ich dankte ihr sehr und konnte mit ihr das Problem besprechen. Dabei betonte ich noch einmal, wie wichtig mir der offene und direkte Austausch ist. Auch am kommenden Morgen betonte ich an der Sitzung meine Erwartung bezüglich der Kommunikation innerhalb des Teams und griff auch die Problematik des Tagesablaufs nochmals auf. Ich konnte den Ball gut an meine Teamkollegen abgeben und bereits am Nachmittag kamen sie mit produktiven und guten Verbesserungsvorschlägen auf mich zu.


Dieses eine Beispiel zeigt, dass Reibungspunkte, sofern sie unmittelbar und konstruktiv aufgefangen werden, auch Ausgangslage für Verbesserungen und Weiterentwicklung sind.

Das ist auch der Grund, weshalb ich Probleme und Konfrontationen nicht scheue. Im Gegenteil; ich denke, dass wir nur durch eine gute Streitkultur und eine direkte  und ehrliche Kommunikation weiterkommen. 

Auch Schulz von Thun bestärkt mit seinem Modell des vierohrigen Empfängers, die Tatsache, dass es in der Kommunikation immer auch zu Missverständnissen kommen kann, die man ansprechen muss.

Mehr dazu in seinem Buch: F,Schulz von Thun(2010):Miteinander reden 1.Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation.Hamburg: Rowohlt Verlag.

                                                         

Sonntag, 20. November 2016

in meinem Kopf ein Universum

Ich muss nun langsam mein Thema für die Masterarbeit wählen und mir eine Dozentin suchen, die meine Arbeit betreut.
Bislang liegt mein Interesse auf den Themen des selbstverletzenden Verhaltens und die Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder.

Das Thema selbstverletzende Verhalten bei mehrfachbehinderten Kindern habe ich bereits etwas behandelt und merke im Berufsalltag, dass es dennoch noch immer das Thema ist, wo man sich am hilflosesten fühlt. Ich kann mir gut vorstellen innerhalb meiner Masterarbeit einen Praxisbezug zu meinem theoretischen Vorwissen herzustellen.

Das Thema der Förderdiagnostik ist sehr aktuell an meiner Schule, an der ich unterrichte. Es gibt bislang nur Ansätze zur Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder. Ich für meinen Teil stelle mir die Förderdiagnose selbst zusammen und bediene mich, auf Grund fehlendem Material, der Diagnosebogen für Säuglinge und Kleinkinder. Diese Förderdiagnoseinstrumente lassen aber aussen vor, dass bei einem mehrfachbehinderten Kind die verschiedenen Bereiche wie Motorik oder Kommunikation in ihrer Entwicklung nicht übereinstimmen. So kann beispielweise ein körperbehindertes Kind auf Grund seiner Beeinträchtigung nicht die Leistung zeigen, die seine effektive kognitive Fähigkeiten wiederspiegeln. Ich würde gerne genauer hinschauen und versuchen in Richtung eines möglichen Förderdiagnoseinstruments hinzuarbeiten.

Nachdem ich mich am Forschungstag stark mit der Themenwahl auseinandergesetzt habe, wollte ich mir eine Pause gönnen und den empfohlenen Film 24 Wochen schauen. Bei der Suche nach dem Film stiess ich auf einen Anderen mit dem Titel 'in meinem Kopf ein Universum'.
(https://www.youtube.com/watch?v=A9gwTlDPL78)


Es handelt von einem Jungen mit Cerebralparese, der von seiner Kinderärztin als Gemüse bezeichnet wurde und von dem alle glaubten, dass er auf Grund der Schwere seiner Behinderung sowieso nichts verstehe. Ich greife nun etwas vor; es stellte sich nach 26 Jahren, dank einer aufmerksamen Betreuerin heraus, dass er normal intelligent war und mit seinen Augen kommunizieren konnte. Und damit ist er wahrscheinlich bei weitem kein Einzelfall. Es gibt weitere Biografien, wie beispielsweise die Lebensgeschichte von Martin Pistorius, der in seinem Buch 'Als ich unsichtbar war' erzählt, wie er 11 Jahre lang als hirntot galt und eigentlich gefangen im eigenen Körper war.

(https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/martin-pistorius/als-ich-unsichtbar-war/id/9783404603565)


Dieser Film hat mir nochmals diese Fragen vor Augen gehalten, die ich mir schon so oft gestellt habe. 
Wer und was sagt aus, wann man von einer geistigen Behinderung oder einer schweren Behinderung spricht?
Was bedeutet dieses Stigma für Betroffene?
Können wir überhaupt von einem verminderten oder rückständigen Denkvermögen ausgehen? 
Und wenn nein, was bedeutet das für unsere Praxis?

Nach Feuser gibt es keine geistige Behinderung. Vielmehr beschreibt der Begriff schwer mehrfachbehinderte Menschen ein Personenkreis, dem wir auf Grund unser gesellschaftlichen Normen und unser subjektiven Wahrnehmung diesen Begriff zuschreiben (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung(2015):Unterricht und Förderung von Schülern mit schwerer und mehrfacher Behinderung. ReinhardtVerlag:München).

(http://www.reinhardt-verlag.de/de/titel/52074/Unterricht_und_Foerderung_von_Schuelern_mit_schwerer_und_mehrfacher_Behinderung/978-3-497-02500-8/)
Ich werde diese Thematik auf jeden Fall weiter verfolgen und erhoffe mir irgendwann eine Antwort auf meine Fragen zu erhalten.


Samstag, 19. November 2016

Spätabtreibung

Ich war heute am Forschungstag meiner Hochschule, um mich über die bevorstehende Masterarbeit zu informieren. 

Eine der präsentierten Masterarbeiten handelte von der Prädiagnostik, zur Diagnose einer Behinderung, während der Schwangerschaft und dem Entscheid für oder gegen ein behindertes Kind. 
Das Ergebnis: 90% der möglicherweise behinderten Kinder werden abgetrieben. Das die Abtreibung aber bedeutet, bei einem prinzipiell überlebensfähigen Ungeborenen die Geburt eingeleitet und gehofft wird, dass es bei der Geburt, auf Grund der zu gering fortgeschrittenen Entwicklung, stirbt, wissen viele nicht. Auch ich bin bei der Diskussion über die vorgeburtliche Selektion erschrocken. 
Es soll aber in keinem Fall ein Vorwurf an die Frauen darstellen und ich möchte auch keine Kontroverse anzetteln! Ich bin sehr dafür, dass jede Frau die Entscheidung für sich treffen können soll, ob sie ein Kind gebären möchte oder nicht - letztendlich ist es ihr Körper, ihr Kind und ihre Entscheidung. Und das ist auch gut so.

Erschrocken bin ich dennoch. Insbesondere in Anbetracht 3 wesentlicher Punkte. Zum Einen ist die Anzahl der Kinder, die auf Grund von Komplikationen während der Geburt behindert werden, viel höher als die Anzahl der Kinder, die bereits pränatal eine Diagnose erhalten. Zum Anderen ist es eine Tatsache, dass die Medizin in den vergangenen Jahren punkto Frühchenversorgung enorm fortgeschritten ist; so wird bei vermeintlich gesunden Kindern alles daran gesetzt, dass sie irgendwie überleben, während potenziell behinderte Kinder zur gleichen Zeit geboren werden, da sie noch nicht überlebensfähig sind. Ein letzter Punkt ist die Realität, dass Kinder bereits auf Grund von Mund- und Gaumenspalten oder wegen ihres Geschlechts abgetrieben werden. 
Wohin führt das den noch?
Sehr interessant fand ich das Ergebnis, dass die meisten Frauen, die sich bewusst für das behinderte Kind entschieden haben, selbst in sozialen Berufen arbeiten und/oder mit behinderten Kindern Kontakt haben.
Ein Ergebnis das aufzeigt, wie wichtig es ist, dass wir einander erleben, Vorurteile aus der Welt schaffen und Ängste abbauen.


(https://www.youtube.com/watch?v=CcKUjRvJXfM)

Bei dem Vortrag wurde mir zum Thema Spätabtreibung der Film 24 Wochen empfohlen. Beim Recherchieren bin ich ausserdem auf die Dokumentation Er sollte sterben, doch Tim lebt! gestossen. Darin geht es um einen Jungen mit der Diagnose Trisomie 21, der seine eigene Abtreibung überlebt hat.

(https://www.youtube.com/watch?v=hMugL6rpdXc)

Freitag, 4. November 2016

die Tänzerin

Heute im Mentorat mussten wir uns ein Ziel überlegen, an dem wir arbeiten möchten. Im Anschluss hatten wir den Auftrag ein Bild auszuwählen, das unser Ziel bildlich darstellt beziehungsweise repräsentiert. 

Ich habe mich für die Tänzerin entschieden.


Die Tänzerin dreht sich schnell im Kreis, wirkt dynamisch und nicht zu stoppen. Dreht sich um ihre eigene Achse, immer und immer wieder. Das Bild verbindet Kraft, Energie, Ästhetik und Leidenschaft. Die Tänzerin zeigt mit ihren unaufhaltsame Bewegung ein buntes Spektakel, wobei ihre Konturen jedoch nicht mehr klar ersichtlich sind. Beim Betrachten des Bildes kann ich mich gut in die Person einfühlen. Ich spüre die Freude an der Tätigkeit, den Winde im Gesicht, die Bewegung des schweren Kleides am Körper und das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren.

Das Bild stellt auf eine subtile Art meine aktuelle Situation dar.

Als Lehrperson besteht die grosse Gefahr, mit den Gedanken ständig bei der Arbeit zu sein. Wenn man nun wie ich 70% arbeitet und nebenbei 6 Module am Studium besucht, ist das viel zu viel und es dreht sich beinahe alles nur noch um die Arbeit. Ich war mir der bevorstehenden Belastung sehrwohl bewusst, als ich das Semester geplant habe; und dennoch merke ich nun, dass es einen Unterschied macht, es sich nur vorzustellen oder es zu erleben. Nun stecke ich mittendrin und ich weiss, ich würde es wieder so tun, weil ich das Studium baldmöglichst abschliessen möchte. Mein Motto 'Struktur, Organisation und Disziplin'. Dennoch muss ich mir nun auch wieder Zeit suchen für mich. 
Mein Ziel also eine ausgewognere Work-Life-Balance.