Sonntag, 20. November 2016

in meinem Kopf ein Universum

Ich muss nun langsam mein Thema für die Masterarbeit wählen und mir eine Dozentin suchen, die meine Arbeit betreut.
Bislang liegt mein Interesse auf den Themen des selbstverletzenden Verhaltens und die Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder.

Das Thema selbstverletzende Verhalten bei mehrfachbehinderten Kindern habe ich bereits etwas behandelt und merke im Berufsalltag, dass es dennoch noch immer das Thema ist, wo man sich am hilflosesten fühlt. Ich kann mir gut vorstellen innerhalb meiner Masterarbeit einen Praxisbezug zu meinem theoretischen Vorwissen herzustellen.

Das Thema der Förderdiagnostik ist sehr aktuell an meiner Schule, an der ich unterrichte. Es gibt bislang nur Ansätze zur Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder. Ich für meinen Teil stelle mir die Förderdiagnose selbst zusammen und bediene mich, auf Grund fehlendem Material, der Diagnosebogen für Säuglinge und Kleinkinder. Diese Förderdiagnoseinstrumente lassen aber aussen vor, dass bei einem mehrfachbehinderten Kind die verschiedenen Bereiche wie Motorik oder Kommunikation in ihrer Entwicklung nicht übereinstimmen. So kann beispielweise ein körperbehindertes Kind auf Grund seiner Beeinträchtigung nicht die Leistung zeigen, die seine effektive kognitive Fähigkeiten wiederspiegeln. Ich würde gerne genauer hinschauen und versuchen in Richtung eines möglichen Förderdiagnoseinstruments hinzuarbeiten.

Nachdem ich mich am Forschungstag stark mit der Themenwahl auseinandergesetzt habe, wollte ich mir eine Pause gönnen und den empfohlenen Film 24 Wochen schauen. Bei der Suche nach dem Film stiess ich auf einen Anderen mit dem Titel 'in meinem Kopf ein Universum'.
(https://www.youtube.com/watch?v=A9gwTlDPL78)


Es handelt von einem Jungen mit Cerebralparese, der von seiner Kinderärztin als Gemüse bezeichnet wurde und von dem alle glaubten, dass er auf Grund der Schwere seiner Behinderung sowieso nichts verstehe. Ich greife nun etwas vor; es stellte sich nach 26 Jahren, dank einer aufmerksamen Betreuerin heraus, dass er normal intelligent war und mit seinen Augen kommunizieren konnte. Und damit ist er wahrscheinlich bei weitem kein Einzelfall. Es gibt weitere Biografien, wie beispielsweise die Lebensgeschichte von Martin Pistorius, der in seinem Buch 'Als ich unsichtbar war' erzählt, wie er 11 Jahre lang als hirntot galt und eigentlich gefangen im eigenen Körper war.

(https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/martin-pistorius/als-ich-unsichtbar-war/id/9783404603565)


Dieser Film hat mir nochmals diese Fragen vor Augen gehalten, die ich mir schon so oft gestellt habe. 
Wer und was sagt aus, wann man von einer geistigen Behinderung oder einer schweren Behinderung spricht?
Was bedeutet dieses Stigma für Betroffene?
Können wir überhaupt von einem verminderten oder rückständigen Denkvermögen ausgehen? 
Und wenn nein, was bedeutet das für unsere Praxis?

Nach Feuser gibt es keine geistige Behinderung. Vielmehr beschreibt der Begriff schwer mehrfachbehinderte Menschen ein Personenkreis, dem wir auf Grund unser gesellschaftlichen Normen und unser subjektiven Wahrnehmung diesen Begriff zuschreiben (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung(2015):Unterricht und Förderung von Schülern mit schwerer und mehrfacher Behinderung. ReinhardtVerlag:München).

(http://www.reinhardt-verlag.de/de/titel/52074/Unterricht_und_Foerderung_von_Schuelern_mit_schwerer_und_mehrfacher_Behinderung/978-3-497-02500-8/)
Ich werde diese Thematik auf jeden Fall weiter verfolgen und erhoffe mir irgendwann eine Antwort auf meine Fragen zu erhalten.


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