Montag, 19. Dezember 2016

Ein erfülltes Leben




und mein Terminkalender ist voll.



Ich merke, dass mir die Puste ausgeht und es Zeit wird für einen kleine Verschnaufpause.
Damit ich mich etwas sortieren kann und vielleicht aufschlüsseln kann, was hinter diesem Konflikt der Work-Life-Balance steht, habe ich mich der Methode des Inneren Teams von Schulz von Thun bedient.
Dabei macht man sich seiner inneren Pluralität bewusst und stellt sie grafisch dar. Diese Darstellung hilft dabei, innere Konflikte und mögliche Fehlvorstellungen aufzudecken. Werden alle inneren Teammitglieder wahrgenommen und berücksichtig, können bewusst Veränderungen der inneren Gefühlslage vorgenommen werden, indem man den Streit zwischen den inneren Teammitgliedern schlichtet und damit den Konflikt löst.

Mehr dazu im: F.Schulz von Thun (2010):Miteinander reden 3. Das Innere Team und situationsgerechte Kommunikation. Kommunikation, Situation, Person. Hamburg: Rowohlt.



Bei der Aufstellung meines Inneren Teams wurden mir auch Gefühle bewusst, die ich zuvor gar nicht registriert habe oder wahrnehmen wollte. Denn es gibt immer auch Gefühle, die sich leichter unterdrücken lassen als andere. Bei mir werden insbesondere das Abenteuer-ICH, das Lebensfreude-ICH und das Gesundheits-ICH immer lauter. Sie haben aber mit dem Arbeits-ICH und dem Perfektionist starke Gegner. 

Nun liegt es an mir, zu schlichten und eine Lösung zu finden. Denn ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben... 



Freitag, 16. Dezember 2016

Bewegung ist eine Grundlage des Lebens

Ich besuchte eine Weiterbildung zur Kinästhetik, die Kunst/Wissenschaft der Bewegungswahrnehmung.


Kinästhetik beschäftigt sich im Grundlegenden mit folgenden Inhalten:
Sie soll zur Entwicklung der differenzierten und bewussten Wahrnehmung der eigenen Bewegung beitragen und die Entwicklung der eigenen Bewegungskompetenz, d.h. eines gesunden und flexiblen Einsatzes der eigenen Bewegung fördern.
Ausserdem soll sie die Fähigkeit ausbilden, die eigenen Bewegung im Kontakt mit anderen Menschen so einzusetzen, dass diese in ihrer eigenen Bewegungskompetenz bzw. in ihrer Selbstwirksamkeit gezielt unterstützt werden. 

(vgl. www.kinaesthetics.ch )


Bewegung ist eine Grundlage des Lebens.

Dieses Zitat, das ich auf der Webseite www.kinaesthetics.ch gefunden habe,hat mich darauf hin zum Nachdenken angeregt.



Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen, uns nicht bewegen und nur regungslos daliegen, wird uns früher oder später bewusst, dass wir nichts mehr spüren.
Wir spüren weder die Körperabgrenzung, noch den Untergrund auf dem wir liegen. Gefühlsmässig werden wir immer breiter und distanzieren uns vom eigenen Körper.
Anhand gezielter Übungen aus der Kinästhetik, kann diesem Gefühl entgegengewirkt werden.  Dabei fiel mir jedoch auf, dass ich nur die unmittelbare Bewegungen, die Veränderungen wahrnehmen konnte. Sobald die Übung abgeschlossen war, waren auch die Informationen über meinen Bewegungsapparat verflogen und ich kam wieder in ein Gefühl der unbelebten Masse.

Diese Erkenntnis nahm ich aus der Weiterbildung mit und dachte über die Kinästhetik hinaus;
Ist es nicht im Allgemeinen so, dass wir nur Bewegung/ unmittelbare Veränderungen wahrnehmen?
Kann diese Hypothese nicht auf das gesamte Leben und all unsere Lebensbereiche übertragen werden?



In diesem Zusammenhang auch ein passender Songtext von Passenger:

"Well you only need the light when it's burning low
Only miss the sun when it start to snow [...]
Only know you've been high when you're feeling low
Only hate the road when you're missing home [...]"



Samstag, 10. Dezember 2016

Prioritäten





Ich denke ich muss mal meine Prioritäten überdenken




Arbeit
Studium

und wo bleib ich?


Montag, 28. November 2016

Norming bist du es ?

Ich habe heute eine Situation erlebt, die zwar noch nicht optimal verlief aber ein Anstoss war, um grundlegende Werte in der Teamarbeit anzusprechen und offenzulegen.


Im Gang, als ich gerade zwei Schüler für den Heimweg bereit machte, hörte ich eine Teamkollegin im Nebenzimmer, wie sie sich bei einer weiteren Teamkollegin über den Ablauf des Morgens beschwerte. 
Da ich alle Hände voll zu tun hatte, entschied ich mich, sie später darauf anzusprechen und nicht direkt zu reagieren. 

Als ich dann später an meinem Schreibtisch sass, kam die zweite Teamkollegin und sprach mich auf das Missbehagen an. Ich dankte ihr sehr und konnte mit ihr das Problem besprechen. Dabei betonte ich noch einmal, wie wichtig mir der offene und direkte Austausch ist. Auch am kommenden Morgen betonte ich an der Sitzung meine Erwartung bezüglich der Kommunikation innerhalb des Teams und griff auch die Problematik des Tagesablaufs nochmals auf. Ich konnte den Ball gut an meine Teamkollegen abgeben und bereits am Nachmittag kamen sie mit produktiven und guten Verbesserungsvorschlägen auf mich zu.


Dieses eine Beispiel zeigt, dass Reibungspunkte, sofern sie unmittelbar und konstruktiv aufgefangen werden, auch Ausgangslage für Verbesserungen und Weiterentwicklung sind.

Das ist auch der Grund, weshalb ich Probleme und Konfrontationen nicht scheue. Im Gegenteil; ich denke, dass wir nur durch eine gute Streitkultur und eine direkte  und ehrliche Kommunikation weiterkommen. 

Auch Schulz von Thun bestärkt mit seinem Modell des vierohrigen Empfängers, die Tatsache, dass es in der Kommunikation immer auch zu Missverständnissen kommen kann, die man ansprechen muss.

Mehr dazu in seinem Buch: F,Schulz von Thun(2010):Miteinander reden 1.Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation.Hamburg: Rowohlt Verlag.

                                                         

Sonntag, 20. November 2016

in meinem Kopf ein Universum

Ich muss nun langsam mein Thema für die Masterarbeit wählen und mir eine Dozentin suchen, die meine Arbeit betreut.
Bislang liegt mein Interesse auf den Themen des selbstverletzenden Verhaltens und die Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder.

Das Thema selbstverletzende Verhalten bei mehrfachbehinderten Kindern habe ich bereits etwas behandelt und merke im Berufsalltag, dass es dennoch noch immer das Thema ist, wo man sich am hilflosesten fühlt. Ich kann mir gut vorstellen innerhalb meiner Masterarbeit einen Praxisbezug zu meinem theoretischen Vorwissen herzustellen.

Das Thema der Förderdiagnostik ist sehr aktuell an meiner Schule, an der ich unterrichte. Es gibt bislang nur Ansätze zur Förderdiagnostik bei schwer mehrfachbehinderter Kinder. Ich für meinen Teil stelle mir die Förderdiagnose selbst zusammen und bediene mich, auf Grund fehlendem Material, der Diagnosebogen für Säuglinge und Kleinkinder. Diese Förderdiagnoseinstrumente lassen aber aussen vor, dass bei einem mehrfachbehinderten Kind die verschiedenen Bereiche wie Motorik oder Kommunikation in ihrer Entwicklung nicht übereinstimmen. So kann beispielweise ein körperbehindertes Kind auf Grund seiner Beeinträchtigung nicht die Leistung zeigen, die seine effektive kognitive Fähigkeiten wiederspiegeln. Ich würde gerne genauer hinschauen und versuchen in Richtung eines möglichen Förderdiagnoseinstruments hinzuarbeiten.

Nachdem ich mich am Forschungstag stark mit der Themenwahl auseinandergesetzt habe, wollte ich mir eine Pause gönnen und den empfohlenen Film 24 Wochen schauen. Bei der Suche nach dem Film stiess ich auf einen Anderen mit dem Titel 'in meinem Kopf ein Universum'.
(https://www.youtube.com/watch?v=A9gwTlDPL78)


Es handelt von einem Jungen mit Cerebralparese, der von seiner Kinderärztin als Gemüse bezeichnet wurde und von dem alle glaubten, dass er auf Grund der Schwere seiner Behinderung sowieso nichts verstehe. Ich greife nun etwas vor; es stellte sich nach 26 Jahren, dank einer aufmerksamen Betreuerin heraus, dass er normal intelligent war und mit seinen Augen kommunizieren konnte. Und damit ist er wahrscheinlich bei weitem kein Einzelfall. Es gibt weitere Biografien, wie beispielsweise die Lebensgeschichte von Martin Pistorius, der in seinem Buch 'Als ich unsichtbar war' erzählt, wie er 11 Jahre lang als hirntot galt und eigentlich gefangen im eigenen Körper war.

(https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/martin-pistorius/als-ich-unsichtbar-war/id/9783404603565)


Dieser Film hat mir nochmals diese Fragen vor Augen gehalten, die ich mir schon so oft gestellt habe. 
Wer und was sagt aus, wann man von einer geistigen Behinderung oder einer schweren Behinderung spricht?
Was bedeutet dieses Stigma für Betroffene?
Können wir überhaupt von einem verminderten oder rückständigen Denkvermögen ausgehen? 
Und wenn nein, was bedeutet das für unsere Praxis?

Nach Feuser gibt es keine geistige Behinderung. Vielmehr beschreibt der Begriff schwer mehrfachbehinderte Menschen ein Personenkreis, dem wir auf Grund unser gesellschaftlichen Normen und unser subjektiven Wahrnehmung diesen Begriff zuschreiben (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung(2015):Unterricht und Förderung von Schülern mit schwerer und mehrfacher Behinderung. ReinhardtVerlag:München).

(http://www.reinhardt-verlag.de/de/titel/52074/Unterricht_und_Foerderung_von_Schuelern_mit_schwerer_und_mehrfacher_Behinderung/978-3-497-02500-8/)
Ich werde diese Thematik auf jeden Fall weiter verfolgen und erhoffe mir irgendwann eine Antwort auf meine Fragen zu erhalten.


Samstag, 19. November 2016

Spätabtreibung

Ich war heute am Forschungstag meiner Hochschule, um mich über die bevorstehende Masterarbeit zu informieren. 

Eine der präsentierten Masterarbeiten handelte von der Prädiagnostik, zur Diagnose einer Behinderung, während der Schwangerschaft und dem Entscheid für oder gegen ein behindertes Kind. 
Das Ergebnis: 90% der möglicherweise behinderten Kinder werden abgetrieben. Das die Abtreibung aber bedeutet, bei einem prinzipiell überlebensfähigen Ungeborenen die Geburt eingeleitet und gehofft wird, dass es bei der Geburt, auf Grund der zu gering fortgeschrittenen Entwicklung, stirbt, wissen viele nicht. Auch ich bin bei der Diskussion über die vorgeburtliche Selektion erschrocken. 
Es soll aber in keinem Fall ein Vorwurf an die Frauen darstellen und ich möchte auch keine Kontroverse anzetteln! Ich bin sehr dafür, dass jede Frau die Entscheidung für sich treffen können soll, ob sie ein Kind gebären möchte oder nicht - letztendlich ist es ihr Körper, ihr Kind und ihre Entscheidung. Und das ist auch gut so.

Erschrocken bin ich dennoch. Insbesondere in Anbetracht 3 wesentlicher Punkte. Zum Einen ist die Anzahl der Kinder, die auf Grund von Komplikationen während der Geburt behindert werden, viel höher als die Anzahl der Kinder, die bereits pränatal eine Diagnose erhalten. Zum Anderen ist es eine Tatsache, dass die Medizin in den vergangenen Jahren punkto Frühchenversorgung enorm fortgeschritten ist; so wird bei vermeintlich gesunden Kindern alles daran gesetzt, dass sie irgendwie überleben, während potenziell behinderte Kinder zur gleichen Zeit geboren werden, da sie noch nicht überlebensfähig sind. Ein letzter Punkt ist die Realität, dass Kinder bereits auf Grund von Mund- und Gaumenspalten oder wegen ihres Geschlechts abgetrieben werden. 
Wohin führt das den noch?
Sehr interessant fand ich das Ergebnis, dass die meisten Frauen, die sich bewusst für das behinderte Kind entschieden haben, selbst in sozialen Berufen arbeiten und/oder mit behinderten Kindern Kontakt haben.
Ein Ergebnis das aufzeigt, wie wichtig es ist, dass wir einander erleben, Vorurteile aus der Welt schaffen und Ängste abbauen.


(https://www.youtube.com/watch?v=CcKUjRvJXfM)

Bei dem Vortrag wurde mir zum Thema Spätabtreibung der Film 24 Wochen empfohlen. Beim Recherchieren bin ich ausserdem auf die Dokumentation Er sollte sterben, doch Tim lebt! gestossen. Darin geht es um einen Jungen mit der Diagnose Trisomie 21, der seine eigene Abtreibung überlebt hat.

(https://www.youtube.com/watch?v=hMugL6rpdXc)

Freitag, 4. November 2016

die Tänzerin

Heute im Mentorat mussten wir uns ein Ziel überlegen, an dem wir arbeiten möchten. Im Anschluss hatten wir den Auftrag ein Bild auszuwählen, das unser Ziel bildlich darstellt beziehungsweise repräsentiert. 

Ich habe mich für die Tänzerin entschieden.


Die Tänzerin dreht sich schnell im Kreis, wirkt dynamisch und nicht zu stoppen. Dreht sich um ihre eigene Achse, immer und immer wieder. Das Bild verbindet Kraft, Energie, Ästhetik und Leidenschaft. Die Tänzerin zeigt mit ihren unaufhaltsame Bewegung ein buntes Spektakel, wobei ihre Konturen jedoch nicht mehr klar ersichtlich sind. Beim Betrachten des Bildes kann ich mich gut in die Person einfühlen. Ich spüre die Freude an der Tätigkeit, den Winde im Gesicht, die Bewegung des schweren Kleides am Körper und das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren.

Das Bild stellt auf eine subtile Art meine aktuelle Situation dar.

Als Lehrperson besteht die grosse Gefahr, mit den Gedanken ständig bei der Arbeit zu sein. Wenn man nun wie ich 70% arbeitet und nebenbei 6 Module am Studium besucht, ist das viel zu viel und es dreht sich beinahe alles nur noch um die Arbeit. Ich war mir der bevorstehenden Belastung sehrwohl bewusst, als ich das Semester geplant habe; und dennoch merke ich nun, dass es einen Unterschied macht, es sich nur vorzustellen oder es zu erleben. Nun stecke ich mittendrin und ich weiss, ich würde es wieder so tun, weil ich das Studium baldmöglichst abschliessen möchte. Mein Motto 'Struktur, Organisation und Disziplin'. Dennoch muss ich mir nun auch wieder Zeit suchen für mich. 
Mein Ziel also eine ausgewognere Work-Life-Balance.

Sonntag, 30. Oktober 2016

Storming

Und auch wenn es keine sonderlich angenehme Phase ist, zeigt sie doch, dass wir ein Stück weiter sind in der Gruppenentwicklung. 
Die Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass einzelne Mitglieder dominanter werden als andere und deshalb Unterschiede sichtbar oder spürbar werden. Es kommt zu Macht- und Statuskämpfen und Enttäuschung, Stagnation und Frustration kann aufkommen. 

An was ich das in meinem Team festmache?

Ich merke, dass die ganze Verantwortung auf Grund meiner Rolle im Team bei mir liegt. Gleichzeitig ziehen sich meine Teammitglieder mehr zurück, weil sie nicht mehr genau wissen, welche Position sie einnehmen. Ein Teufelskreis also. 
Unsere Praktikantin wird immer öfter zum Thema und folgende Aussage ist zwar reine Interpretation, würde aber hervorragend in diese Phase passen: Hierarchien werden aufgebaut und die untergrabene Dominanz auf hierarchisch Niedrigere abgewälzt. 
Leider besteht noch keine Konflikt- oder Gesprächskultur; Unstimmigkeiten und Unbehagen werden selten im Team angesprochen.

Und nun?

Belbin steht noch aus. Die Teammitglieder haben ihn alle erhalten und in Kürze besprechen wir die Ergebnisse. Er soll dazu beitragen, innerhalb des Teams in eine Metakommunikation zu treten und die Stärke unseres Teams darzustellen. 
Ausserdem möchte ich mit dem Team erneut unsere Grundhaltung besprechen und gemeinsame Ziele / Abmachungen für die Zusammenarbeit formulieren.

(http://www.galeriejeschka.de/visualisierte_themen_teamentwicklung.html)


Machen wir uns auf zur Normingphase!


Montag, 17. Oktober 2016

zwei Welten, eine Liebe

Remo und Julia, dass sind ein junger Mann mit der Diagnose Autismus und eine junge Frau mit der Diagnose Trisomie 21. In erster Linie sind sie aber ein Liebespaar.

Ich bin in der Zeitschrift schweizer Familie auf einen Beitrag über Julia und Remo gestossen. Kennengelernt haben sich die beiden auf der Schauspielschule Hora, einem professionellen Theater mit beeinträchtigten Menschen. Sie bewohnen gemeinsam ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in Zürich, wollen jedoch in ein eigenes Zuhause ziehen und heiraten. 

(http://mobile2.12app.ch/articles/17542303)

Julia Häusermann spricht in dem Beitrag über Liebe, ihre Beeinträchtigung und Zukunftsvisionen.
Sie ist sich ihrer Beeinträchtigung sehr wohl bewusst und bedauert, dass sie Trisomie hat. Sie sagt selbst, sie stecke sich die Finger in den Mund oder in die Nase und merke es nicht - das mache ihr Downsyndrom. Weiter erzählt sie, dass ihre Mutter fürchtete ein Monster zu gebären - sie sei aber als Mädchen zur Welt gekommen und das sei viel schöner.

Tatsächlich erfuhr Julias Mutter in der 20 Schwangerschaftswoche von der Diagnose ihres ungeborenen Kindes und hätte damit das recht auf einen Schwangerschaftsabbruch gehabt. Die Ärzte rieten zur Eile mit der Abtreibung und erwägten die Option, dass Julias Mama ihr Kind behalten möchte gar nicht. Julias Mama äussert die eindrückliche Meinung, dass der Mensch nicht alles aus dem Weg schaffen kann, was ihm nicht passt und sie erlebten durchaus auch harte Zeiten. Dennoch haben sie gelernt, dass Leben zu bejahen und sehen Julia nicht nur als Gewinn für die Familie, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Und Julia?
Sie geht dem Glück nach, ist fröhlich und selbstbewusst.

Mir gefällt am Beitrag, dass er gleich mehrere Tabuthemas in Bezug auf behinderte Menschen anschneidet; Liebe, Spätabtreibung und der Platz von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft.
Und obwohl es keine Themen sind, die wir offen besprechen, hat doch jeder eine Meinung dazu. Auch wissenschaftliche Studien sind diesen Themen nachgegangen und haben durch Erhebungen herausgefunden, dass sich die Mehrheit gegen die Fortpflanzung von behinderter Menschen aussprechen. Die hohe Abtreibungsrate von 90% bei einer pränatalen Diagnose, ist selbstaussagend. Und alleine anhand dieser Ergebnisse zeichnet sich bereits ein Bild über den Platz von Menschen mit Beeinträchtigungen in unserer Gesellschaft ab.

Es besteht also Handlungsbedarf.

Sonntag, 9. Oktober 2016

Mehrfachbehinderung

„Mehrfachbehinderung ist keine Doppel-, Dreifach- oder Sechsfachbehinderung, bei der jede weitere Behinderung uns besonderen Respekt abverlangt, so, als ob wir in der Musik eine sechsstimmige Fuge bewundern; jede Kumulierung ist ein Phänomen mit Eigengesetzlichkeit, mit besonderen diagnostischen und methodischen Problemen, und sollte als ‚Behinderung‘ so komplex gesehen und angegangen werden, wie es sich im Leben darstellt“ (Schröder 1979). 




„Wenn wir fragen, wer als ‚schwerstbehindert‘ gilt und was die sogenannte ‚Schwerstbehinderung‘ ausmacht, werden wir auf Menschen...verwiesen, die mit vergleichbaren Lernschwierigkeiten unterschiedlichen Lernorten zur Erziehung zugewissen werden, aber nur schwer zu erziehen sind, weil ihre Behinderung und ihr Verhalten erwartetem schulischen Lernen und Lehren in besonderer Weise entgegen zu wirken scheint (Fornefeld 1995).




Schwere Behinderung ist nicht als etwas schicksalhaft geprägtes zu verstehen, sondern vielmehr als ein soziales Phänomen, was heißt, schwere Behinderung ist „etwas im Kontext des sozialen Lebens der Menschen Gewordenes und ist nur verstehbar in diesem Kontext“ (Dreher zit. nach Heinen & Lamers 2003). 


Montag, 3. Oktober 2016

Samstag, 24. September 2016

Wer ist schon nicht behindert?

Ich bin in der Schweizer Illustrierten auf einen Beitrag über Nik Hartmann und seine Skiferien mit seiner Familie inkl. Melchior, seinem Sohn mit Cerebralparese gestossen.
Er beschreibt darin, wie die Familie gemeinsam Ski fahren gehen und zeigt anhand des Einsatzes eines Dual-Skibobs, dass sie sich von Melchiors Beeinträchtigung nicht hindern lassen Familienaktivitäten zu verfolgen.
Er schliesst seinen Beitrag mit den Worten:" Und wie gesagt, wir lassen uns nicht behindern" (Nik Hartmann, 2016).


(http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/nik-hartmann-soehne-melchior-skiferien-fotos)


Ich finde die Aussage von Nik Hartmann sehr schön und ich finde es zeigt auf, dass Behinderung ganz unterschiedlich angesehen und verstanden werden kann. Denn es stellt sich wahrhaftig die Frage, ab wann man von einer Behinderung spricht und was eine Behinderung ausmacht? Oder besser gefragt, wer ist schon nicht behindert?


Oft wird dem Begriff Behinderung medizinische Diagnosen zugesprochen. 
Wenn wir uns nun aber die Situation vorstellen, dass eine Strasse überquert werden muss: wie unterscheidet sich nun die Behinderung bei einem gelähmten Menschen im Rollstuhl und einem vermeintlich gesunden Menschen, der seine Brille verlegt hat? 
Beide sind gleichermassen behindert beim Überqueren der Strasse.

Deshalb nun mehr die Frage: Wann seit ihr behindert? Was ist eure Behinderung?

Ich für meinen Teil bin behindert wenn ich mit Jemandem kommunizieren soll, dessen Sprache ich nicht spreche. Ähnlich wie meine Schüler, die auch ihre eigene Sprache haben und darauf angewiesen sind, dass wir auch ihre Sprache lernen und aufmerksam zuhören.
Ich bin behindert, wenn der Strom ausfällt und ich im Dunkeln sitze. Ganz anders als einige meiner Schüler, die die Dunkelheit gewohnt sind und sich hervorragend  ohne Sehvermögen orientieren können.
....

Freitag, 16. September 2016

Lagerwoche

Juhee wir sind im Lager. 
Zwar in unserem Schulhaus aber mit Übernachtungen und allem was dazugehört.
Die Zeit ist total spannend. Ich lerne sowohl die SchülerInnen als auch meine Teamkollegen von einer anderen Seite kennen. Ich erhalte einen differenzierten Einblick in bereits bestehende Dynamiken innerhalb des Teams. Auch alte, unverarbeitete Wunden aus vergangenen Stormingphasen kommen zum Vorschein. Wie reagiere ich nun aber darauf ohne meinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich zu überschreiten?
Das Lösungswort für mich: Teamentwicklung. Aktive Arbeit am Teamaufbau und Teamzusammenhalt.

Dafür werde ich in naher Zukunft das Tool von Meredith Belbin einsetzen. Es dient dazu, jedem Teammitglied anhand seiner individuellen Einschätzung von Verhaltensmuster eine Teamrolle zuzusprechen. Ein optimales Team wäre nach Belbin ein Team, in dem möglichst jede Rolle vertreten ist.
Ich erhoffe mir dadurch, dass sich die Teammitglieder nochmals ein bisschen besser kennenlernen und unser Team mit seinen Stärken und Schwächen aufgezeigt werden kann. 
Mehr zu Belbin in einem späteren Post.


Während des Lagers wächst auch meine Anerkennung und mein Respekt den Familien meiner Schüler gegenüber und ich kann nur erahnen, welche Auswirkungen die Beeinträchtigungen auf das Familienleben haben können.


Montag, 5. September 2016

Forming

Wir haben uns gemeinsam als Team auf den Weg gemacht.

Es ist alles neu, interessant aber auch anstrengend. Jeden Tag lernt man sich ein Stückchen besser kennen, was wirklich Arbeit bedeutet. Situationen werden individuell reflektiert und jeder sucht sich seine Rolle und Aufgabe innerhalb des Teams.
Auf Grund bisher unklarer/schwammiger Rollenverteilung wurde mir seitens der Schulleitung eine klare Führung des Teams und das verlässliche Wahrnehmen meiner Verantwortung ans Herz gelegt, was ich nun auch umzusetzen versuche.
Da das Team zuvor viel autonomer unterwegs war, ist es nun mit einer neuen Form der Zusammenarbeit konfrontiert und muss sich neu ausrichten. Im Arbeitsalltag ist je länger wie mehr eine Unsicherheit bei den Teammitgliedern spürbar, Aufgaben werden neu verteilt und Verantwortungen werden anderen Personen zugesprochen.


(http://geormylo.myblog.arts.ac.uk/files/2014/11/team-up.jpg)

Donnerstag, 1. September 2016

Diagnosen

Da ich mich noch in Ausbildung befinde habe ich einen Coach, um mich mit Fragen an ihn zu wenden.
Bevor er mich das erste Mal auf meiner Arbeit besuchte, wollte er wissen, welche Diagnosen die SchülerInnen haben, um sich vorab ein Bild der Kindergruppe machen zu können.

Und wisst ihr was?  Ich wusste es nicht! 
Zumindest von der Hälfte nicht. Gewisse Beeinträchtigungen sind klar ersichtlich und bei anderen musste ich mich bereits einlesen, um adäquat auf das Kind zu reagieren. Dennoch blieb eine Handvoll Kinder übrig, von denen ich keine Auskunft über ihre Diagnose geben konnte.


Für mich steht der Mensch im Vordergrund. Die Frage, was meine SchülerInnen können, was nicht und welche Unterstützung sie brauchen, hätte ich beantworten können. Auch auf Fragen nach Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen und Charakteren hätte ich Stellung nehmen können...aber Diagnosen..
Ich habe natürlich nachgeschaut und konnte dann auch Auskunft darüber geben - schmunzeln musste ich trotzdem.


(http://jewishspecialneeds.blogspot.ch/2015/07/prove-that-every-student-counts.html hinzufügen)

                            

Montag, 29. August 2016

Piaget und co

Laut Diagnostik zeigen alle meine SchülerInnen eine starke Entwicklungsverzögerung auf. So stehen auch meine neunjährigen 3.Klässler auf dem Entwicklungsstand von einem Kleinkind. 
Doch was meinen wir überhaupt mit dem Begriff Entwicklung? Was zeichnet Entwicklung aus und was bedeutet es für meine Förderplanung, wenn ein Kind eine Entwicklungsverzögerung hat?

Zu den Fragen, was Entwicklung bedeutet, wie sie abläuft und was sie vorantreibt, gibt es unterschiedliche Theorien. Im Folgenden gehe ich auf drei wesentliche Theorien genauer ein:

Interaktionistische Theorie von Lew S. Wygotski (1896-1934)
Nach seiner Theorie, entwicklet das Kind nahezu alle psychischen Strukturen und kognitiven Fähigkeiten durch die Interaktion mit anderen Menschen. Durch Anleitung und Interaktion gelangt ein Kind von seiner aktuellen Zone der Entwicklung in die Zone der nächsten Entwicklung. Was über der ZdnE ist, überfordert das Kind. Wygotski spricht insbesondere der Sprache und dem Spiel grosse Bedeutung zu.

Autogenistische Theorie von Jean Piaget (1896-1980)
Nach Piagets Stufenmodell durchlebt jedes Kind verschiedene aufeinander aufbauende Stufen. Um die nächste Stufe zu erreichen, muss erst die Vorherige durchlebt werden. Die Prozesse der Assimilation (Vertrautes erkennen durch bereits bestehende Schemata) und Akkomodation (Transformation der Schemata durch neue Erkenntnisse) zeichnen den Entwicklungverlauf nach Piaget aus.

Exogenistische Theorie von B.F. Skier (1904-1990)
Skinner geht davon aus, dass Konsequenzen, die auf ein Verhalten folgen, eben dieses Verhalten beeinflusst. Verhaltensweisen, auf die das Kind angenehme Konsequenzen erlebt oder unangenehme Konsequenzen vermeiden kann, werden vermehrt gezeigt. Skinner unterscheidet dabei positive und negative Verstärkungen.



Bei der Förderung und Erziehung von Regelschulkindern bedienen wir uns gerne verschiedener Theorien. Je nach Situation wird die eine Theorie oder die Andere beigezogen. - oft ganz unbewusst und intuitiv.
Alle drei Theorien haben sowohl positive Aspekte, als auch negative oder überholte Sichtweisen. Darauf möchte ich aber nun nicht genauer eingehen. Vielmehr stellt sich mir die Frage, inwiefern die Theorien für meinen Schulalltag mit schwer mehrfachbehinderter Kinder relevant sind.

In Wygotskis Theorie der ZdnE finde ich mich in meiner Rolle als Lehrperson wieder. Auch der grossen Bedeutung der Sprache, wobei ich konkretisieren möchte: der Kommunikation, kann ich beistimmen. Ich bin der Überzeugung, dass Interaktionsprozesse für Entwicklungsschritte unabdingbar sind. Dennoch beobachte ich bei meinen Schülern auch einen gewissen stufenförmiger Entwicklungsverlauf und bediene mich teilweise bewusst dem Modell nach Piaget. So kann ich bei manchen Schülern eine stufenförmige Entwicklung, wie sie Piaget beschrieben hat, erkennen. Als Beispiel die kognitive Entwicklung innerhalb der Sensomotorik nach Piaget. Nur stellt sich mir dort die Frage; was wenn die kognitive Entwicklung auf Grund einer Körperbehinderung nicht mit der motorischen Entwicklung übereinstimmt. Wie kann ich dann die kognitiven Leistungen einschätzen ohne den Schüler per se zu unterschätzen?
Und so bleibt noch Skinner, der in der Erziehung seinen festen Platz findet. Lob und Tadel repräsentieren weitestgehend die Erziehung im Elternhaus und in der Schule. Dem ist an sich auch nichts auzusetzten, wenn man es achtsam einsetzt und immer wieder überprüft, in welchen Situationen es sinnvoll ist und wo Entwicklungsschritte durch die Konsequenzen gehemmt werden.


Mittwoch, 24. August 2016

wie im Zoo

Es ist soweit. Wir haben unsere erste Team-Unstimmigkeit hinter uns.

Ich habe aus methodisch-didaktischen Gründen Veränderungen an der Schulzimmereinrichtung vorgenommen und dies zur Kenntnisnahme meinen Teamkollegen schriftlich mitgeteilt. Beim Zusammentreffen im Team stellte sich heraus, dass manche meine schriftliche Ankündigung noch nicht gesehen haben und vor den Kopf gestossen waren.

Ich bin der missmutigen Stimmung mit offenen direkten Gesprächen begegnet und konnte so Missverständnisse klären.

Trotz Empathie und Verständnis für die Teammitglieder, hat mich die Situation noch beschäftigt. Scheinbar muss ich mein Kommunikationsstil besser anpassen. Doch was war der ausschlaggebende Punkt? Weshalb kam es zu dieser Unstimmigkeit? So ganz nachvollziehbar war es für mich dann doch nicht.

Ich habe mich daraufhin mit einer Lehrerkollegin ausgetauscht und sie erzählte mir von vier Typen, die repräsentieren, wie unterschiedlich Menschen mit Veränderungen umgehen.

Zum einen gibt es da die Kuh. Sie lebt auf einer Weide. Das Gras macht satt und die Umgebung ist vertraut. Beim Angebot die Weide zu wechseln, blockt sie ab. Sie sieht in der Veränderung nichts Erstrebenswertes und das Ungewisse macht ihr Angst.
Auch der Hund ist bei dem Vorschlag besorgt. Nicht wegen der Idee an und für sich, sondern darum, dass es allen Beteiligten gut geht und keiner zurückbleibt.
Der Löwe zieht sich bei dem Vorschlag erst einmal zurück. Wägt Vor- und Nachteile ab, stellt einen Plan auf und entscheidet dann, ob und in welcher Form die Veränderung bzw. der Wechsel der Weide stattfinden kann. Einzig der Affe springt sorglos auf die andere Weide und steht damit Veränderungen offen gegenüber. Er macht den Anderen die Veränderung schmackhaft und räumt Ängste aus dem Weg.

In meinem Team habe ich sowohl Kühe, Hunde als auch Affen. - Zum Glück bin ich ein Löwe und kann nun bei meinen Überlegungen und Planungen alle Typen berücksichtigen.

(https://www.etsy.com/de/listing/113368094/1970er-jahren-tiere-loumlwe-tragen-hund)
       

Montag, 22. August 2016

In die Karten schauen


Ich habe mich dazu entschlossen, erst einmal meinen Fokus auf den Teamaufbau zu legen.
Denn das Team stellt das Fundament für die Arbeit im Schulalltag dar.

Doch mit wem habe ich es da überhaupt zu tun? Welche Charaktere und Persönlichkeiten finden sich da und welchen Erwartungen und Ängsten bin ich ausgesetzt?

Um das herauszufinden habe ich mich einem einfachen und effektiven Tool bedient; 
den Bildkarten für Coaching und Beratung, die Fotografien von realen Situationen zeigen. Jedes Teammitglied durfte sich je eine Karte aussuchen, die ihn selbst, seine Wünsche und seine Ängste repräsentieren und sie dann anschliessend den anderen Teammitgliedern vorstellen.
Anhand der Bilder erreicht man auch Personen, die sich schwer tun, über etwas zu sprechen und als Erzähler selbst, erhält man etwas Abstand zu Thematik.

Die Ergebnisse, insbesondere die Metaphern waren sehr interessant und aufschlussreich. 

(https://exlibris.blob.core.windows.net/covers/9783/4073/6535/4/9783407365354xxl.jpg)

Samstag, 20. August 2016

Erster Schritt


Ich arbeite seit dem neuen Schuljahr an einer Schule mit schwer und mehrfachbehinderten Kinder im Alter von vier bis neun Jahren. Die Kindergruppe ist genauso durchmischt und bunt wie das Team an Assistenten, Pädagogen und Therapeuten um sie herum.

Auf dem Bild ist ein Junge zu sehen, der seine ersten Schritte macht. Dazu braucht er noch Unterstützung, etwas woran er sich halten kann, was ihm Halt gibt.
Das Mädchen wiederum sitzt im Rollstuhl, den sie nicht alleine bedienen kann. Auch sie möchte vorwärts kommen und ist dabei auf Hilfe, auf Jemanden den sie anstösst, angewiesen.
Gemeinsam bilden sie ein Team. Jeder ist authentisch und bringt seine Möglichkeiten in die Zusammenarbeit mit ein. Gemeinsam kommen sie vorwärts. Wohin bleibt ihnen überlassen.

Was aber sind nun meine ersten Schritte?
Was unterstützt mich, gibt mir Halt?
Wer stösst mich an, hilft mir weiter zu kommen?
Wie ist mein Team aufgebaut?

und vor allen Dingen, wo möchte ich hin? 



Freitag, 19. August 2016

Prolog


Mein Leben dreht sich um Bildung.

Ich lehre und lerne; bin Lehrerin und in Ausbildung zur Heilpädagogin.



Doch was ist Bildung? Was verstehen wir unter Bildung? Und wer ist bildungsfähig?


Diesen und weiter Fragen werde ich innerhalb dieses Blogs auf den Grund gehen und dabei auch meinen persönlichen Lernprozess reflektieren.


                                          

                                         (https://www.pinterest.com/pin/502292164672553443/)